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I.) Wurzeln der Familie.

Spätestens um das Jahr 1650 taucht der Name Kudella  in  der Stadt Guttentag auf.

SIMON KUDELA (genannt NIESLONO) wird in der Stadtchronik von Guttentag genannt.  Dieser Simon Kudela hatte das Hospitalgebäude der Stadt neu errichten lassen und vermachte dieser  Einrichtung bei seinem Tode einen Betrag von 300 1/2 Thalern als Fundation. Vieles spricht dafür, daß Simon  Stadtvogt  war, oder zumindest ein sehr gutsituierter Bürger. Das Wohnhaus der Familie befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Spitalgasse "beim Thore" ( Heute die  Ks.Gladysza, vorher Kirchstraße), also an der Einmündung zum Ring, an seiner NW Ecke.

JOHANN Josef Kudela geb. 1698, der Sohn Simons,  wird im Jahre 1721 ebenfalls noch mit dem Namenszusatz "NIESLONO" benannt. Im Jahre 1733 ist er als Rathmann (Ratsherr) verzeichnet. Er heiratete im Mai 1721, in der kath.Pfarrkirche zu Guttentag, die  "nobili Domina"  ANNA von MAXEN. Sie ist die Witwe des "wohltätigen Herren" ADOLF FERDINAND von MAXEN aus dem benachbarten Ort Gwosdzian.

JOSEF Ignatz KUDELLA (1722 - 1788), der Sohn aus dieser Ehe, ist um das Jahr 1769 Stadtvogt von Guttentag.

PAUL KUDELLA (1744 - 1821) der Sohn des Josefs Ignatz  aus erster Ehe mit Susanna Kopyczara , heiratet im Jahre 1770  Jagiena Heymann und 1809, in zweiter Ehe, Dorothea Wiejota, eine Tochter des ehem. Stadtvogtes Andreas Wiejota. 

STEPHAN KUDELLA geboren 1761, ist der Sohn des Joseph Ignatz aus seiner zweiten Ehe mit Julie Skawran.

Seit diesem Jahre (1761) lassen sich zwei Familienzweige lückenlos bis zum heutigen Tage verfolgen: 

Die erste Familie besteht aus den Nachfahren des Paul Kudella geb. 1744. Das Wohnhaus dieser Familie befand sich ab 1869 an der "nach Groß Strehlitz führenden Straße" .

Die zweite Familie geht auf den Bürger Stephan Kudella geb.1761 , einem Halbbruder des Paul, zurück. Stephan ist in erster Ehe mit Agnes Lumpka verheiratet. Sowohl die drei Kinder wie auch Agnes versterben früh. Die zweite Ehe Stephans (1797) mit Magdalena Hytzenbichler stand unter einem besseren Stern. Aus ihr gingen die Söhne Anton (1802) und Peter (1810) hervor. Beide waren Schlosser in Guttentag. Peter (1) heiratete 1837 Maria Josepha Mika. Am 26.04.1846 wurde ihr Sohn Peter (2) geboren. Dieser übte später den Beruf eines Schuhmachers aus. 

Peter (2) heiratete im Jahre 1872 Marianna Dyllong aus Mischline. Beide hatten zusammen sechs Kinder: Vincens,  Joseph, Ludwig, Peter,  Francisca und Anton Paul.

Nachdem Peter (2) früh verstarb (vor 1888), heiratete Marianna den Bürger Carl Pielok aus Guttentag und hatte mit ihm sieben  weitere Kinder, die den Familiennamen Pielok trugen.


Guttentag um 1900

Die Kinder des Schuhmachers Peter Kudella, waren die erste Generation der Familie, die von den Wirren in der Folgezeit des ersten Weltkrieges betroffen waren. Der von allen beteiligten Parteien  geschürte Nationalismus brachte Unglück über fast alle Familien. Peter (3) erlernte um 1900 das Gewerk der Beton-Herstellung. Nicht nur in Oberschlesien nahm dieser Berufszweig gerade einen enormen Aufschwung. Entsprechende Rohstoffe waren vorhanden und Portland-Cement wurde in der Umgebung industriell hergestellt. Beton war der Baustoff der Zukunft. Peter absolvierte seine Ausbildung in der Kreisstadt Wohlau, bei  Breslau. Dort lernte er auch seine zukünftige Ehefrau, Maria Johanna Hellmich, kennen. Sie war die einzige Tochter des Bauerngutbesitzers Hugo ADOLF Hellmich und seiner Frau Johanna Josepha Wichette. Das Gut Schöneiche liegt  in der Nähe der Oder, nicht weit entfernt vom alten Kloster Leubus.

Im Jahre 1903 heiraten Peter und Johanna Josepha in Winzig Krs.Wohlau. Beide lassen sich in Guttentag nieder und Peter gründet ein eigenes, kleines Betonwerk. Die Fabrikation befindet sich an der Oppelner Chaussee 55, dort errichtete Peter auch ein Wohnhaus, das noch heute existiert.

Rechnung von 1932 

Peter hat mit Maria Johanna zwei Söhne: Herbert (1909) und Walter (1913). Um 1915 wird er zum Militär eingezogen und fällt 1917 in Frankreich. Sein Bruder Ludwig führt den Betrieb weiter und heiratet 1921 seine Schwägerin (Peters Witwe). Diese Praxis war in Oberschlesien, aus Gründen der Familienversorgung, nicht unüblich. Maria Johanna hat zusammen mit Ludwig zwei weitere Kinder: Maria (1922) und Johanna (1925). Im Jahre 1938 übergibt Ludwig das Betonwerk an Herbert Kudella. Dieser führt es bis zu seiner Einberufung (um 1941) weiter.

Vincens Kudella, Peters Bruder, lebte schon vor seiner Eheschließung (1896) in der Stadt Schwientochlowitz im oberschlesischen Industriegebiet und galt in den Zeiten der Polarisierung zwischen Polen und Deutschen, in den Jahren 1919 bis 1922, als "Polen-Freundlich". Diese Einstellung war in einer alteingesessenen, deutschsprachigen Bürgerfamilie aus dem städtischen Umfeld  ungewöhnlich, rettete aber während dieser Zeit seinem Bruder das Leben: Als am 6. Mai 1921 ( sogen. "3.Polenaufstand" ) eine Gruppe von polnischen "Freischärlern" die Stadt Guttentag terrorisierte, wurde Ludwig von diesen festgenommen und sollte in der Scheune seines Hauses erschossen werden.  In letzter Minute rettete der Ruf einer polnischen Magd : "Den nicht, das ist doch der Bruder von Vincens", ihm das Leben. Dieser Vorfall ist von verschiedenen Zeitzeugen verbürgt! Vincens lebte auch nach der Teilung Oberschlesiens (1921) weiter in Schwientochlowitz.

Joseph Kudella erlernt den Beruf eines Stuckateurs und begibt sich schon in jungen Jahren auf die "Wanderschaft" als Handwerker. Zu seiner Heimatstadt hat er nur noch wenig Kontakt. Im Jahre 1906 heiratet er und gründet eine Familie. Seine neue Heimat war nun die Stadt Roda in Thüringen. 

Joseph um 1915

Der jüngere Sohn Peters, Walter Kudella, wird von seinem Bruder Herbert, nach Übernahme des Betonwerkes, "ausgezahlt" und ist damit auch unabhängig von seinem Stiefvater Ludwig.

Walter (links) und Herbert auf dem Lagerhof des Werkes ca. 1934 Dieses Foto war bis 2006 verschollen und tauchte dann in einem alten Album auf!



Fusswegplatte in der Rosenberger Strasse. Verlegt um 1938. Foto aus dem Jahr 2007 aufgenommen von Zbigniew Chawelka aus Dobrodzien.

Walter absolvierte eine Lehre als Textilkaufmann bei der Firma Schatka in Guttentag. seine spätere Ehefrau Gertrud Leschik aus Ellguth erlernte ebenfalls diesen Beruf. Ihr Lehrbetrieb war die Firma Günther in Guttentag. Zusammen gründeten Sie, nach ihrer Heirat im Jahre 1938, ein eigenes Textilgeschäft in Guttentag (Ring 22). Schon 1939 wurde Walter zum Militär einezogen. Dabei hatte er das große Glück, seinen gesamten Dienst in der näheren Umgebung seiner Heimatstadt absovieren zu können. Sein Bruder Herbert bekam dagegen die gesamte Härte des Krieges in Rußland zu spüren. Auch Herbert üblerlebte Krieg und Gefangenschaft. Später lebte er in Thüringen.

Textilgeschäft, hinter der Tanksäule, Ring Nr.22

Bei Groß Stein und Stubendorf (heute Kamien Slaski und Izbicko) Krs.Groß Strehlitz, befand sich ein Flugplatz der Luftwaffe und eine Flugzeugführer-Schule. Walter wurde zum Funker ausgebildet und blieb bis zum Januar 1945 dort stationiert. Im März 1945 geriet er in englische Kriegsefangenschaft und wurde später zum Minenräumen nach Hook van Holland verbracht. Entlassen wurde er im Oktober 1946.

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II.) Verlust der Heimat - Suche nach einem neuen Zuhause.

Nach 1945 beginnt für alle Überlebenden der Chaos-Jahre eine neue Zeitrechnung. Ganz gleich ob mitschuldig oder unschuldig, die Besiegten müssen leiden und zahlen einen hohen Preis für die Verbrechen der Nazi-Diktatur.

Für die Familie Kudella bedeutet das: Fast Alle fliehen oder werden vertrieben. Verteilt über das ganze Rest-Deutschland versuchen sie, vorwiegend in den westlichen Besatzungszonen, wieder zusammen zu finden.

Die neuen "Heimatorte" liegen in Bayern, Niedersachsen, Württemberg, im Rheinland, aber auch in Thüringen und niemand weiß, ob nur für kurze Zeit, oder für immer.

Viele Familien sind zerrissen und sammeln sich, nach fast zufälligen Kriterien, an bestimmten Orten. Niemand möchte allein sein im "fremden" Westen. Für die Guttentager Familien sind die Orte Denkershausen, Kreis Northeim, in Niedersachsen und die Kleinstadt Haßfurt in Mainfranken die Stätten einer vorübergehenden oder endgültigen Zuflucht.

Die ersten Jahre nach dem Weltkrieg dienen einer Neuorientierung in allen Belangen des Lebens. Erst 1950 kehren die letzten Männer aus der Kriegsgefangenschaft zurück. In der Zwischenzeit hat man gelernt, was es bedeutet "Flüchtling" zu sein. Viele Soldaten und Zivilisten bleiben vermißt und von den meisten Personen wird man nie wieder etwas hören.

Die Teilung Deutschlands in drei Teile bereitet gerade den Menschen aus Schlesien und den anderen Ostgebieten zusätzliche Probleme: Ihre Heimat liegt nun in fast unerreichbarer Ferne. 

Das Leben geht jedoch auch nach den größten Katastrophen weiter. Ende der Vierziger Jahre wird schon wieder geheiratet und die ersten Kinder werden in der "Neuen Heimat" geboren. Neue Existenzen werden aufgebaut.

So endet die Geschichte der in Guttentag und anderen oberschlesischen Orten geboren Kudellas und hier beginnt die Geschichte der unterfränkischen, niedersächsischen und sonstigen Kudellas in Mittel- und Westdeutschland.

Weitere Informationen zur Familiengeschichte gibt es im Bereich "Familie intern".