Der Name Kudela war schon zum Beginn der Neuzeit im schlesisch-mährischen Raum verbreitet. Bedingt durch die dort gebräuchlichen Sprachen polnisch, deutsch und tschechisch, findet man den Namen in verschiedenen Schreibweisen, bei völlig gleicher Bedeutung. So ist im polnischen ein doppeltes l unbekannt und demnach war die ursprüngliche schreibweise auch Kudela . In der deutschen Sprache liegt es nah, einen Namen bei dem ein deutliches l zu hören ist, auch mit einem doppelten l zu schreiben. Im mährisch-tschechichem Bereich findet sich noch bis heute "Koudelka" als Entsprechung. Spätestens nach der Einführung von Personenstandtsregistern in den neu geschaffenen Standesämtern (im Jahre 1874), war der Name in der Form Kudella endgültig festgeschrieben. Ein gesetzliches Verbot für die Veränderung von Familiennamen, in amtlichen Schriftstücken, gab es in Preußen schon seit 1795.
In den Guttentager Kirchenbüchern findet man nach 1742 (Beginn der preußischen Epoche) nur noch die schreibweise mit doppeltem l.
Dennoch stellt der Familienforscher bei der Auswertung von Kirchenbüchern eine erstaunlich hohe Fehlerquote, bezüglich der Orthographie von Familiennamen, fest.
Grundformen des Namens sind, nach heutigem Wissensstand, die Namen KUDLA und KUDLEK. Beide Namen tauchen schon in den Urbaren um das Jahr 1500 auf.
Urbare, Verzeichnisse der Besitzrechte von Grundherren mit Angabe der Leistungen der Untertanen. Im Unterschied zu den Grundbüchern einseitige Aufzeichnungen der Eigentümer ohne öffentlich-rechtliche Gültigkeit. Urbare des 15. Jahrhunderts sind vielfach noch ungedruckt. Landesfürstliche Urbare und Urbare geistlicher oder weltlicher Grundherrschaften sind wichtige spätmittelalterliche Geschichtsquellen.
Namensforschung ist eine besondere Disziplin innerhalb der Genealogie und soll daher an dieser Stelle nur in ergänzender Form mitbehandelt werden!
II.) Entstehung des Namens und Bedeutung:
Die Entstehung von Familiennamen begann ungefähr im 13.Jahrhundert. Vorher wurden Personen vorwiegend durch einen Vornamen bezeichnet. Dieser wurde zunehmend mit einem zusätzlichen Attribut versehen, welches eine eindeutige Identifizierung der Person ermöglichte. So entstanden die uns aus Urkunden und Überlieferungen bekannten Namen, wie: Walther von der Vogelweide, oder Hildegard von Bingen. Das "von" ist dabei nicht mit einem Adelsprädikat gleichzusetzen, sonder lediglich ein Abgrenzungsmerkmal zu gleichen Vornamen!
Aber auch der Adel benutzte Namenszusätze dieser Art als Unterscheidungsmerkmal.
Zu gleicher Zeit (ca.13.Jh.) entstanden auch die ersten "echten" Familiennamen. Eine erste Gruppe beschrieb die Tätigkeit der entsprechenden Personen. Dazu gehören: Scholz (Ortsvorsteher), Schneider, Stellmach (Stellmacher), oder Vogt.
In einer zweiten Gruppe wurde die Person nach ihrer Eigenschaft benannt, dazu gehören auch "Spitznamen" und "Schimpfnamen".
Der Name Kudel(l)a scheint in diese Gruppe zu gehören. Der Begriff "kudela" hat im slawischen Sprachgebrauch die Bedeutung von "zottig" und man könnte daher annehmen, daß ein besonders wildes, zottiges Aussehen einiger unserer Vorfahren zu dieser "Namensgebung" führte.
So bezeichnet man in schlesischer Mundart ein "zerzaustes, wirres" Ausssehen noch heute als "kudelig".
Eine weitere Annahme geht davon aus, daß ein bestimmtes Teil des Spinnrades den Namen geprägt hat. Da sich auch hier schnell etwas "verkuddelt", kann sich der Name auch hierauf beziehen und nicht auf das Erscheinungsbild eines Menschen.
Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge, sollte man sich vergegenwärtigen, daß die politische Karte Europas in den vergangenen Jahrhunderten, besonders in unserem Forschungsgebiet, vollkommen anders aussah als im Jahr 2000.
Bis 1740 waren Schlesien, Böhmen und Mähren Teile (im wesentlichen relativ selbständige Herzogtümer) eines einheitlichen Herrschaftsgebietes, in Gestalt des Böhmischen Königreiches und später der "Habsburger Hauslande". Auch Ungarn, Galizien und weitere Gebiete gehörten zu diesem Teil des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen".
Auch die Inbesitznahme Schlesiens durch Friedrich II. von Preußen, änderte nicht viel an der Durchlässigkeit der Grenzen. Wanderungsbewegungen zwischen den einzelnen Landesteilen blieben der Normalfall.
Das sogenannte "Hultschiner Ländchens" zeigt Beispielhaft die wechselvolle Geschichte dieser Region,
In folgenden Ländern und Orten kommt der Name Kudell/Kudela in den unterschiedlichen Formen vor:
Guttentag RB Oppeln
Kudella Kudela
ca.1650 bis Heute
Landsberg Krs.Rosenberg
Kudella
1700 bis ca. 1900
Cosel RB Oppeln
Kudella
bis 1945
Ratibor
Kudella
bis 1945
Sakrau Krs.Cosel
Kudella
bis 1945
Odersch, bis 1920 Krs.Ratibor
Kudella
bis Heute
Hindenburg RB Kattowitz
Kudella
bis Heute
Mährisch Ostrau/ Ostrava
Kudela
bis Heute
Troppau/ Opava
Kudela
bis Heute
Brünn/ Brno
Kudela
bis Heute
Olmütz/ Olomouc
Kudela
bis Heute
Klecza Gorna, Bielitz, Galizien
Kudela
bis ca.1900
Div.Orte lt.Auswand.-Liste
Kudela
bis Heute
Sprachgrenzen an der Ostgrenze des Reiches. Nach deutschem Recht gegründete Städte bilden häufig Sprachinseln inmitten "polnischsprachigen" Umlandes. In den gebildeten Schichten der Bevölkerung war die Beherrschung beider Sprachen von Vorteil, denn wichtige Posten in der Verwaltung konnten nur so besetzt werden.